
Vom Stadtbrand zur Porzellanstadt
Ein Wendepunkt in der Stadtgeschichte war der verheerende Stadtbrand im Jahr 1856, bei dem weite Teile der Innenstadt zerstört wurden. Doch schon ein Jahr später legte Lorenz Hutschenreuther mit dem Bau seiner ersten Porzellanfabrik den Grundstein für das, was heute Selbs weltweiten Ruf als Zentrum des „weißen Goldes“ ausmacht. Mit unternehmerischem Weitblick und technischem Pioniergeist begann in Selb eine neue Ära – und machte die Stadt bald zur Heimat großer Porzellanmarken wie Rosenthal, Hutschenreuther und später auch KPM-Künstlern.
Eine Stadt, die Design lebt
Selb heute ist weit mehr als eine Industriestadt. Sie ist ein Ort des Designs, der Architektur und der kulturellen Erneuerung. In der Innenstadt begegnen Sie überall Porzellan-Elementen im Stadtbild – vom Pflaster der Fußgängerzone bis zu den kunstvollen Porzellan-Schildern, die bedeutende Orte markieren. Die Vision des Bauhaus-Gründers Walter Gropius, der gemeinsam mit Prof. Leibbrand einen zukunftsweisenden Stadtentwicklungsplan entwarf, prägt bis heute die urbane Struktur: autofreie Zonen, moderne Sichtachsen und architektonische Highlights wie die Rosenthal-Hauptverwaltung, gestaltet von Künstlern wie Victor Vasarely, Otto Piene oder Marcello Morandini.
Die Porzellanstadt Selb liegt auf 562 m über Normalnull und umfasst 86,07 km². Mit 14 743 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2024) erreicht die Stadt eine Bevölkerungsdichte von rund 171 Einwohnern/km². Selb befindet sich 20 km nordwestlich von Cheb (Tschechien) und 23 km südöstlich von Hof und ist damit ein zentraler Knotenpunkt im grenznahen Fichtelgebirge.
Historisch entwickelte sich Selb im 19. Jahrhundert zur Porzellanmetropole: 1856 gründete sich die erste große Manufaktur, 1879 folgte die Rosenthal AG. Um 1900 arbeiteten in über 20 Fabriken mehr als 3 000 Fachkräfte. Bis heute sind in Selb und Umgebung über 900 Beschäftigte in Herstellung, Forschung und Verwaltung aktiv, darunter Meister, Ingenieure und Restauratoren.
Theo Vos und seine Figuren
Der niederländische Bildhauer Theo Vos prägte in den 1920er-Jahren die Kunstabteilung von Hutschenreuther in Selb mit seinen expressiven Porzellanfiguren. Besonders bekannt ist seine Darstellung der Tänzerin „Gertrud Leistikow“, die mit dynamischer Bewegung und stilisierter Formensprache überzeugt.
Vos entwarf rund zehn Figurenmodelle für Hutschenreuther, darunter Tanzstudien, Frauenfiguren und Kinderdarstellungen. Seine Arbeiten sind dem Art Déco und Expressionismus zuzuordnen und gelten heute als seltene Sammlerstücke mit hohem künstlerischem Wert.
Theo Vos verband künstlerischen Ausdruck mit der gestalterischen Freiheit moderner Formgebung – ein bedeutender Beitrag zur künstlerischen Geschichte der Porzellanplastik in Deutschland.
Bele Bachem
In den 1960er- und 1970er-Jahren entstanden unter der Leitung von Philipp Rosenthal in der Studio-Line außergewöhnliche Porzellanobjekte nach Entwürfen der Künstlerin Bele Bachem. Limitierte Teller, Vasen und Wandbilder mit Auflagen von 999 Exemplaren zählen heute zu gesuchten Sammlerobjekten. Erfahren Sie alle wichtigen Zahlen, Daten und Fakten zu dieser besonderen Kooperation.
Tapio Wirkkala – Tea for Two
Der finnische Designer Tapio Wirkkala entwarf für Rosenthal das elegante Teeservice Tea for Two, das mit seiner klaren Linienführung und ausgewogenen Proportionen bis heute als Designikone gilt. Wirkkalas Arbeiten verbinden funktionale Form mit skulpturaler Ästhetik. Seine Entwürfe für Rosenthal, oft in limitierter Ausführung, sind auf dem Sammlermarkt besonders gefragt, wenn sie vollständig und gut erhalten angeboten werden.
Timo Sarpaneva – Suomi
Mit der Form Suomi schuf der finnische Designer Timo Sarpaneva 1976 einen zeitlosen Klassiker der Rosenthal Studio-Line. Inspiriert von abgerundeten Kieseln und skandinavischer Schlichtheit, kombiniert Suomi weiche Formen mit hoher Gebrauchstauglichkeit. Das Service wurde mehrfach ausgezeichnet und gehört zu den gefragtesten Rosenthal-Formen auf dem internationalen Sammlermarkt – besonders in kompletten Servicezusammenstellungen.
Kurt Wendler – Künstler zwischen Tradition und Moderne
Kurt Wendler (1900–1980) zählt zu den vielseitigsten Porzellan- und Keramikkünstlern des 20. Jahrhunderts. Mit seinen innovativen Entwürfen für Rosenthal, die Staatliche Porzellanmanufaktur Meißen und zahlreiche internationale Werkstätten prägte er die Nachkriegsmoderne entscheidend. Bekannt wurde er durch seine ausdrucksstarken Figuren, charakterstarken Tierplastiken sowie seine dekorativen Arbeiten wie die berühmten „Padma“-Einlagen für die Korbkunst Hildburghausen. Wendlers Werke verbinden künstlerische Fantasie mit funktionaler Gestaltung und sind bis heute begehrte Sammlerstücke.
Arzberg – Überblick & Vernetzung
Einstieg in Geschichte, Fabriken, Designer und regionale Wurzeln – alle Beiträge im Verbund.
Arzberg Porzellan – Überblick
Marke, Linien & Designsprache – vom Funktionalgeschirr bis zu Klassikern.
Porzellanfabrik Arzberg – Chronik
Gründung, Fusionen, Produktionen – Timeline bis heute.
Schumann Arzberg – Firma & Sortimente
Rolle in Arzberg, Dekore & Services, Bedeutung für Sammler.
Arzberger Porzelliner – Designer
Entwerfer, Modelleure & Dekormaler – Kurzbiografien und Werke.
Gründungsjahre Hohenberg
Frühe Porzellanstandorte im Fichtelgebirge – Basis der Regionstradition.
Ihr kompetenter Ansprechpartner für den Porzellan Ankauf
Sie besitzen feines Porzellan oder figürliche Kunst aus vergangenen Jahrzehnten?
Wir sind Ihr seriöser Partner für den Porzellan Ankauf – spezialisiert auf:
Porzellanankauf
Besitzen Sie historische oder seltene Porzellanstücke? Wir suchen ausgewählte Raritäten und Sammlerstücke. Markieren Sie unten, was Sie anbieten möchten – der E-Mail-Entwurf füllt sich automatisch.
E-Mail-Vorschau
Was Sie erwarten dürfen:
- Aktuelle Marktkenntnis: Wir bewerten Ihre Stücke fachlich fundiert und marktgerecht.
- Transparente Kriterien: Wir erklären Ihnen nachvollziehbar, warum bestimmte Objekte besonders gefragt sind.
- Persönliche Beratung: Unser Team begleitet Sie individuell – vom ersten Kontakt bis zum erfolgreichen Abschluss.
Highlights 2026: Porzellanflohmarkt
Ein echtes Ereignis im Jahreskalender der Porzellanstadt Selb ist der große Porzellanflohmarkt, der jedes Jahr am 1. August Wochenende stattfindet. Über 350 bis 400 Aussteller präsentieren unter freiem Himmel ein faszinierendes Angebot – von seltenen Sammlerstücken bis zu charmanten Alltagsobjekten.
Ob historische Rosenthal-Vasen, fein bemalte Figuren von Rosenthal und Hutschenreuther oder seltene Entwürfe von ehemaligen Designer für die Rosenthal Studio-Line – auf diesem Markt treffen sich Sammler, Händler und Porzellanliebhaber aus ganz Europa. Flanieren Sie durch die Straßen, stöbern Sie nach verborgenen Schätzen und erleben Sie, wie das „weiße Gold“ Menschen verbindet.
Fundierte Einblicke und mehr unter „Nützliche Links“
Wer tiefer eintauchen möchte, findet unter „Nützliche Links“ eine wachsende Sammlung an Artikeln, Chroniken und Bildmaterial zur Geschichte und Gegenwart der bayerischen Porzellanindustrie. Erfahren Sie, warum Selb neben Meißen und Nymphenburg eine feste Größe in der Welt des Porzellans ist – und was das 600-jährige Stadtjubiläum für die Region bedeutet.
Otto Pienes „Regenbogen“-Service für Rosenthal – Limitierte Designikone
Das „Regenbogen“-Service von Otto Piene ist ein rares Meisterstück aus der Zusammenarbeit des ZERO-Künstlers mit Rosenthal Studio-Line. Entstanden Anfang der 1970er-Jahre, vereint es die konzeptionelle Kraft der Licht- und Farbkunst mit der Eleganz deutschen Porzellandesigns. Im Gegensatz zu Pienes bekannten Wandobjekten ist dieses Service funktional – und dennoch reine Kunst. Merkmale des Regenbogen-Services:
*Zustand, Farbintensität und Originalverpackung beeinflussen den Wert stark. Besonders gefragt sind komplett erhaltene Sets mit dokumentierter Provenienz.
Hutschenreuther – Überblick & Verbindungen
Geschichte, Kunstabteilung, Werke und Jubiläen – alle Themen auf einen Blick.
Kunstabteilung Hutschenreuther
Figuren, Vasen, Zierobjekte – Entstehung, Programm, Künstler.
Carl Magnus Hutschenreuther
Gründerbiografie und frühe Werkentwicklung in Oberfranken.
Lorenz Hutschenreuther – Werk
Werkchronik, Serien und technische Meilensteine.
Paul Müller Selb
Einordnung im Herstellernetz, Formen & Dekore.
175 Jahre Hutschenreuther
Jubiläum, Langzeitperspektive und Markenentwicklung.
125 Jahre Hutschenreuther
Früheres Jubiläum – Meilensteine & Gestalter.
Rosenthal – Überblick & Vernetzung
Gründung, Werke, Biografien und Kunstabteilung – zentrale Beiträge im Überblick.
Chronik – Gründung Rosenthal Selb
Vom Erkersreuth-Atelier zur Fabrik – Start einer Weltmarke.
Werk Rosenthal – Rotbühl
Werksgeschichte, Ausbau und Programmlinien in Selb.
Philipp Rosenthal
Biografischer Überblick – Unternehmer, Mäzen, Modernisierer.
Kunstabteilung / Studio-Line
Von 1908 zur Studio-Line: Kunst im Alltag – Kooperationen & Technik.
Julius von Guldbrandsen
Leiter der Kunstabteilung (1910–1923): Modelle, Malereien, Programm.
Porzellanindustrie Kronach
Regionale Vernetzung & Wirkungsgeschichte in Oberfranken.
Schriftverkehr Kärner – Rosenthal
Zwischen 1948 und 1954 bestanden enge Geschäftsbeziehungen zwischen Prof. Theodor Kärner und der Porzellanfabrik Oskar Schaller & Co. Nachf. Grundlage war ein Vertrag vom 15. Juli 1948 über die Nutzung von Kärners Modellen gegen eine prozentuale Beteiligung am Fabrikpreis. 1953 wurde der Vertrag einvernehmlich aufgehoben, die Fertigung ging an Rosenthal über. Es folgten Abrechnungen, Vereinbarungen zur Abwicklung offener Aufträge sowie der Versand von Formen und Modellen nach Selb. In den Jahren 1954 mahnte Kärner ausstehende Tantiemen an und klärte Einzelpositionen wie bemalte Wandteller. Die Korrespondenz dokumentiert den Übergang der Produktion und die vertraglichen Feinabstimmungen dieser Zeit.