Hutschenreuther Museum

Eröffnung des Hutschenreuther Museums 27. Januar 1989

Gut Blumenthal: Das Schätzkästchen der Hutschenreuther AG – „Eine Familie mit vier Selbern und zwei Feuerstellen“ wohnte laut Einwohnerzählung von 1818 im Blumenthal bei Selb. Zwölf Jahre später wird amtlich präzisiert: „Blumenthal: eine Familie, zwei Männer, ein Weib, insgesamt drei.“ Daten aus einer Zeit vergehenden Reichtums im Egertal, wo hundert Jahre zuvor mehrere Eisenwerke rund 500 Personen Arbeit und Brot verschafften. Das einst zum grossen Besitz des Johann Christof Weller gehörende Gut Blumenthal war offentsichtlich um 1800 verkauft worden und drohte wie die Gebäude im Wellerthal zu verfallen. Doch im Jahre 1895 kaufte Eugen Hutschenreuther, Sohn des Firmengründers Lorenz, das Anwesen. Er renovierte die Gebäude, baute die Villa aus und ergänzte Gewächshaus und Ställe. Binnen drei Jahren entstand ein für diese Zeit auf das modernste ausgestattetes Landgut.

Oberbürgermeister Schürer (Selb) bei der Eröffnungsfeier 1989

Oberbürgermeister Schürer (Selb) bei der Eröffnungsfeier 1989

Roland Dorschner (3. v. rechts mit Ehefrau Elselore Dorschner (2. v. rechts)

Roland Dorschner (3. v. rechts mit Ehefrau Elselore Dorschner (2. v. rechts)

Nach dem Tod Eugen Hutschenreuther bewohnten dessen Söhne Eugen junior und Richard Gut Blumenthal bis zu ihrem Tod 1965 und 1972. Danach erwarb die Hutschenreuther AG das traditionsreiche Anwesen und baute es um. Blumenthal wurde Feriengut verdienter Mitarbeiter, Gästehaus und Tageszentrum des Unternehmens. 1985 folgte mit der Einrichtung eines Restaurants der nächste Ausbau, und ein Jahr später regte Vorstandsvorsitzender Roland Dorschner an, die historische Stätte für ein Museum zu nutzen. Als geeignete Räume erwiesen sich ein Teil der ehemaligen Stallungen sowie der Heubeuden. Nun stellen sie das „Schatzkästchen“ des Unternehmens dar und bilden als Hutschenreuther Museum einen Hauptanziehungspunkt im Blumenthal.

Masse ist nicht zugleich Klasse, Vieles bringt nicht zugleich Gutes. Die Bundesrepublik erlebte seit Mitte der siebziger Jahre einen Museums-boom. Doch trotz Vielzahl und Vielfalt solcher Einrichtungen bleiben Defizite. Kunst, Volkskunde und Heimatgeschichte werden in einer Vielzahl von Museen dargestellt. Industriemuseen zählen in Bayern nach wie vor zu den Raritäten. Das Hutschenreuther Museum auf Gut Blumenthal stellt die erste Einrichtung dieser Art in der Region dar. Ein Firmenmuseum will die Tradition eines Hauses sichtbar machen, eine gelungene Kultursituation darstellen.

Hutschenreuther weiß sich der Pflege und Wahrung der Heimat verpflichtet. Das Unternehmen leistet mit der Schaffung des Museums einen wertvollen Beitrag, um die Identität der Region zu betonen und sein Wirken in der Region zu dokumentieren.

Natürlich konnte und sollte man sich fragen, ob denn dieses firmeneigene Hutschenreuther Museum nicht zu einer Konkurrenzeinrichtung zu dem nur wenige Kilometer entfernten Museum der Deutschen Porzellanindustrie in Hohenberg stand. Dazu machte Roland Dorschner folgende Ausführungen: „Unsere firmeneigene Einrichtung – seit mehr als zwei Jahren auf Gut Blumenthal im Entstehen begriffen – wird mit seiner heutigen Eröffnung eine Reihe von Veranstaltungen aus Anlaß des 175jährigen Hutschenreuther-Jubiläums einläuten. Unser Hutschenreuther Museum wird – wie bereits dargestellt – die Firmengeschichte der Hutschenreuther AG, die Hutschenreuther-Unternehmenskultur sowie die Pionierleistungen der Gründer Carolus Magnus und Lorenz Hutschenreuther darzustellen haben.“

„Das Hutschenreuther Museum auf Gut Blumenthal wird jedoch nicht in Konkurrenz treten zu der Hohenberger Einrichtung, der ja die übergeordnete Aufgabe zufällt, das kulturelle Erbe und die historische Bedeutung einer gesamten Branche darzustellen. Deshalb haben wir auch von vornherein darauf verzichtet, für unser firmeneigenes Museum auch nur im entferntesten Hilfe der öffentlichen Hand zu beantragen, da wir wissen, daß solche Mittel dann von dem Museum in Hohenberg bzw. von der vorgesehenen Dependance „Technische Keramik“ in Selb-Plößberg abgezogen würden.

Wir haben darüber hinaus den Zweckverband und die Museumsleitung des Museums der Deutschen Porzellanindustrie gebeten, uns bei der Konzeption und Einrichtung, aber auch der Organisation des späteren Betriebes unseres Hutschenreuther Museums in Blumenthal besonders, auf eine solche Weise behilflich zu sein, daß beide Standorte optimal untereinander abgestimmt sind und somit eine gegenseitige Befrachtung statt einer gegenseitigen Konkurrenz darstellen.“ Roland Dorschner, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Hutschenreuther AG, bei der Eröffnung des Hutschenreuther Museum 1989.

„Blumenthal besass früher ein Eisenschmiedewerk; die von Benjamin Opp im Jahre 1756 angelegte Mühle wurde im Jahre 1833 an Kommerzienrat Zeidler, den Besitzer von Wellertal, verkauft. Besitzerin von Blumental war die Familie Eugen Hutschenreuther. Der Brunnen im Gutshofe zierte früher den Kirchplatz in Selb; der in der Nähe liegende, sehr stark eisen- und kohlensäurehaltige Sauerbrunnen wurde leider von einem späteren Besitzer, einem Oekonomen von Neuenreut, zugeschüttet; erst sein Nachfolger, Justizinspektor Thoma, Hof versuchte, den wertvollen Brunnen wieder herzustelllen; gegenwärtig bedeckt eine Waldwiese, in der die CO2-Quelle liegt, ein Weiher; ein in der Mitte des Weihers liegendes Häuschen birgt die Quelle.

1899 Auf Gut Blumenthal (erworben 1895) stirbt Eugen Hutschenreuther. 1904 Umwandlung der Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther in Selb in eine Aktiengesellschaft. 1906 Erwerb der Porzellanfabrik Jäger, Werner & CO. in Selb. Sie wird als Abteilung B der Lorenz Hutschenreuther AG weitergeführt.

Seit dem Niedergang der Hutschenreuther AG befindet sich Gut Blumenthal in der Hand der „Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk“ und ist Jugendheim und Tagesstätte. Das Hutschenreuther Museum wurde aufgelöst und die Porzellan Objekte, die die Geschichte der Hutschenreuther AG darstellte, wurden wahrscheinlich an das Porzellanikon in Hohenberg verkauft, verschenkt – niemand weiß genaueres über den Verbleib, der teilweise kostbaren Hutschenreuther Objekte.

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